Wolfgang Hannen  Wolfgang Hannen

Biografische Daten

Am 8.3.1951 komme ich in Krefeld am Niederrhein auf die Welt.

Nach 4 Jahren Volksschule folgen 8 Jahre Waldorfschule in Krefeld, 3 Jahre arbeite ich als Pflegehelfer im Krankenhaus und hole in dieser Zeit per Abendschule das Abitur nach. Dann leiste ich den zivilen Friedensdienst in einem Kinder- und Jugendheim.

Ich studiere 3 Jahre an der Freien Hochschule für Kunst, Kunst-Therapie und Pädagogik in Ottersberg (Niedersachsen) mit Schwerpunkt Bildhauerei.

Es folgt ein “Meisterschülerjahr” bei K.H.Eisele in Schorndorf (Badenwürttemberg).
Danach beginnt das Leben als freischaffender Künstler an verschiedenen Orten und Zusammenhängen. So bin ich freier Mitarbeiter am Institut für soziale Gegenwartsfragen in Bremen, gebe Kurse und Unterricht an und für die Universität in Oldenburg, führe 9 Jahre einen Bioweinhandel, organisiere Kulturveranstaltungen und ziehe Kinder groß.

Die Beschreibung einer Suche oder eines inneren Lebenslaufes

Dies ist die komprimierte Fassung einer Beschreibung meines Weges als suchender Künstler. Mich haben auf diesem Weg viele Menschen begleitet. Ohne die Begegnungen mit ihnen, ihrem Wohlwollen oder ihren Widerständen, ihrer Liebe, Anerkennung und Kritik ist dieses Leben für mich nicht denkbar! Sie waren rettende Engel, Impulsgeber/innen, Lehrer/innen, Meister/innen, Lebenspartner/innen. Ich danke Ihnen allen.

Ich schreibe diesen Text in der Gegenwartsform. In meiner Schau auf mein bisheriges Leben zeigen sich die wichtigen Stationen gleichzeitig, bilden als durchscheinende Transparente immer mehr ein sich fügendes Bild, das aber nicht abgeschlossen ist, sondern offen ist und unvorhersehbar bleibt.

Als vierzehnjähriger Schüler habe ich ein Aufwacherlebnis und eine Vision: ich zeichne sehr versunken und mit wachsender Freude über das Geschehen mit weicher Kohle eine Moorlandschaft. Ich bin sehr erstaunt über ein aufsteigendes Glücksgefühl. Diese klare Freude habe ich so noch nicht erlebt. Und es wächst augenblicklich der Entschluss in mir: Ich werde Maler. Ich habe aber im selben Augenblick das Bild eines schon älteren Mannes vor mir, der die Realisierung meines Wunsches und Entschlusses ist. Und so wird es kommen. Es vergehen viele Jahre der Wirrungen und des Suchens, bis ich als 45 jähriger Mann malend in meinem kleinen, schlecht belichteten Ateliers vor einer aufgewühlten Gewitterlandschaft stehe und wie vom Blitz getroffen begreife: Jetzt bin ich der Maler, den ich als Vierzehnjähriger vor dem inneren Auge sehe!

Bei Malversuchen als 18-19jähriger, in einer Zeit - verzweifelt und von der Welt abgeschnitten, mache ich verwirrende Erfahrungen: die Kräfte der Farben sind machtvoll, verwirrend, chaotisch, aber betörend schön. Ich fühle mich hilflos den Farben ausgeliefert. Es ist eine starke Kraft, die mich tief berührt. Und es wächst die Sehnsucht, die Energien der Farbenwelt zu erkunden, begreifen und mich mit ihnen zu verbinden. Die Farben werden zum wichtigsten Berührungspunkt zur Welt und gleichzeitig zu mir selbst.

Auf der Suche nach geistiger Orientierung für diese meine Erfahrungen finde ich drei Tore: Die mystische Versenkung in die Christusworte des Johannesevangeliums, die Schriften von R.Steiner: “Die Philosophie der Freiheit” und “Wie erlangt man Erkenntnis höherer Welten”. Und ich entdecke für mich wegweisende Bilder bei meinen Streifzügen durch die Museen: in London die Bilder von William Turner und in Amsterdam Bilder von Vincent van Gogh. Hier finde ich in der Malerei zwei polar zueinander stehende Formulierungen von Licht.

Nach dem Kunststudium muss ich mich von allen theoretischen Systemen zur Farbe, Raum und Kunst freimachen, über die Selbsterfahrung zum eigenen Schaffen finden. Ich lebe als malender, meditierender Einsiedler in meinen Ateliers an verschiedenen Orten und beginne mit dem Selbstexperiment “Farbe”. Über längere Zeit setze ich mich der Wirkung einer Farbe aus: 3, 4, 5 Monate Violett oder Blau oder Rot…, meditierend, visualisierend, in der Natur beobachtend, auf großen Leinwände monochrom malend. Die Veränderungen, Erfahrungen in mir sind tiefgreifend, der Zugang zu den Farbenergien, zu den seelisch-geistigen Hintergründen wird immer direkter bis hinein zu ihrem Wirken im so genannten physischen Körper. Auch dieser wird auf dieser Farbreise immer konkreter zu einem energetischen Organismus.  

Aus diesen Erfahrungen entwickelt sich die Fragestellung: “Wie kann ich mit den Farben umgehen, dass die schöpferischen Energien für den Betrachter erfahrbar werden  können? Nicht das Motiv interessiert mich, sondern die sich aussprechende rein seelisch-geistige Potenz. Und so wird die Öffnung des “Wahrnehmungsraums” zum eigentlichen Thema meiner Kunst.

Die perspektivische Fiktion zwischen dem Betrachter und dem Anschauungsobjekt gilt es auf zu knacken zu Gunsten einer rein seelischen Erfahrung der schöpferischen Energie, die in den Farben zum Ausdruck kommen. Die Proportionen zwischen farblicher Markierung und den Zwischenräumen auf der Fläche oder im Raum werden so gesetzt, dass sich das Wahrnehmungs- oder Blickfeld öffnet zu einem “aperspektivischen Sehen” (vergl. J.Gepser: das aperspektivische Bewusstsein in “Ursprung und Gegenwart”). Nicht Rot sehen oder fühlen, sondern als Energie im geöffneten Bewußtseinsraum unmittelbar zu erfahren, gilt in dieser Phase meiner Suche als Ziel der künstlerischen Formulierungen.

Es kommt zu einer Krise, ich kann nicht mehr weitergehen, ich ziehe mich aus dem
Kunstgeschehen zurück. Der plötzliche Tod meiner Frau, ein eigener Schlaganfall, der das Gesichtsfeld einschränkt, dann eine Herzoperation sind starke Zäsuren in meinem Leben.

Die innere Verbindung zu den Energien des Lebens hilft mir wieder zurück ins Leben und ich beginne auf dem Hintergrund dieser Erfahrungen mich wieder den Farben zuzuwenden. Ich beginne intensiv buddhistische Tantrameditationen zu praktizieren und malend rein energetische Farbflächenkonfigurationen zu entwickeln.

Die nun zugänglichen Bilder sind aus dieser Arbeit entstanden.